Delbrück (al). Die Zahlen des neuen Einsatzleitwagen II (ELW II) der Delbrücker Feuerwehr sind imposant: Das auf einem Scania-Fahrgestellt aufgebaute Fahrzeug verfügt über 280 PS, ist rund zehn Meter lang und 12 Tonnen schwer. Der rote Gigant bietet Platz für einen Funk-, einen Stabs- sowie einen Technikraum.
Über zwei Jahre Planung hat eine Arbeitsgruppe der Feuerwehr und der Stadtverwaltung in das neue Führungsfahrzeug investiert. Während der anschließenden, zweijährigen Bauzeit hat es immer wieder Verbesserungen der Ausrüstung gegeben. „Wir haben beispielsweise in die technische Ausrüstung Erkenntnis aus dem verheerenden Hochwasser im Ahrtal einfließen lassen“, so Delbrücks Löschzugführer Ralf Wunderlich. Für die Delbrücker Feuerwehr stand ohnehin die Ersatzbeschaffung eines Einsatzleitwagens an. Außerdem hätte der beengte Funkraum im Gerätehaus ausgebaut werden sollen und gleichzeitig ein Stabsraum angebaut werden sollen. „Aber die Örtlichkeiten am Feuerwehrgerätehaus geben diese Anbauten nicht her, so dass das Geld nicht in Steine investiert wurden, sondern in ein neues, größeres Einsatzleitfahrzeug, das die Funktionen der neuen Räumlichkeiten nun übernimmt“, erklärt Ralf Wunderlich die Hintergründe der Beschaffung. Zusätzlich biete die mobile Einsatzleitung die Möglichkeit immer in unmittelbarer Nähe der Einsatzstelle nah am Geschehen zu sein. Der ursprüngliche Schulungsraum und immer wieder als Stabsraum genutzte Raum kann nun wieder als Pausen- und Schulungsraum genutzt werden.
„Einsatzleitwagen dieser Größenordnung kommen bei Unwettern wie Sturm, Starkregen oder bei Großbränden oder schweren Unfällen zum Einsatz und unterstützen den Einsatzleiter. Außerdem ist dieses Fahrzeug Teil des überörtlichen Katastrophenschutzes“, erläutert Ralf Wunderlich. In Delbrück wird der Einsatzleitwagen II künftig dann ausrücken, sobald zwei Löschzüge für einen Einsatz alarmiert werden. „Um dieses Fahrzeug einzusetzen, muss natürlich viel geübt werden, dass ermöglichen derartige Einsätze“, so Lothar Mühlbrandt, der wie Peter Schniedertüns zu der Arbeitsgruppe gehörten. Aber auch bei Karneval oder dem Katharinenmarkt wird das Fahrzeug als Einsatzzentrale eingesetzt.
Der neue ELW verfügt über vier Arbeitsplätze, die mit Funk- und Computertechnik ausgestattet sind. „Dabei haben wir darauf geachtet, dass jeder Feuerwehrmann die Technik bedienen kann und diese bereits aus den kleineren Einsatzleitfahrzeugen in den sechs Löschzügen bekannt sind. Das hat bei ersten Einsätzen und Übungen auch schon gut funktioniert. Auch ein Rot-Kreuzler hat bereits mit in dem Fahrzeug gesessen und die Technik problemlos bedient“, erläutert Lothar Mühlbrandt die Möglichkeiten. Vier Telefonleitungen, sechs Funkgruppen, mobile Internetverbinden zweier Anbieter sowie eine Satellitentelefonanlage gehören zur Ausstattung. Die kleineren Einsatzleitwagen der Löschzüge können mit dem neuen ELW gekoppelt werden und die Dateien schnell übertragen werden. Der ELW kann bis zu acht Stunden autark im Einsatz sein. In einem Stabsraum kann die aktuelle Einsatzentwicklung auf Flachbildschirmen dargestellt werden. Für größere Besprechungen können diese Informationen auch auf einen Flachbildschirm im Außenbereich übertragen werden. Um in Ruhe arbeiten zu können, kann hier ein größerer Bereich abgesperrt werden. Zwei Wetterstationen, eine Lautsprecheranlage, Laptops, Telefone und weitere Funkgeräte gehören auch zu Ausstattung. „Wir bauen das Fahrzeug lieber 25 Mal auf, ohne dass es zum Einsatz kommt“, so Peter Schniedertüns, der einen weiteren wichtigen Einsatzbereich nennt: „Wenn wir mal einen großflächigen Stromausfall haben, kann das Fahrzeug als Anlaufstelle für die Bevölkerung dienen“, so Schniedertüns. Durch Spendengelder wurde noch ein E-Bike angeschafft, das zur Erkundung oder zum Melden dient. Der neue ELW II ist mit Gesamtkosten von 450.000 Euro kalkuliert. „Damit liegen wir sogar noch unter den möglichen Baukosten für die Gerätehauserweiterung“, betont Lothar Mühlbrandt. Bei der Feuerwehr Delbrück haben sich bereits mehrere Feuerwehren gemeldet, die das Auto in Augenschein nehme möchten. „Der Trend geht vor dem Hintergrund der zunehmenden Extremwettereinsätze eindeutig zu diesen neuen Großfahrzeuge, auch in anderen Städten. Mit dem Fahrzeug sind vor deutlich vor der Lage und für Großschadenslagen gut aufgestellt“, erklärt Lothar Mühlbrandt abschließend.
Text und Fotos: Axel Langer