14. Mai, 2017 | 18:24

Alarmübung in Büren

Büren(WV). Als die ersten Helfer am Unglücksort eintreffen, herrscht Chaos: Eine 20-köpfige Besuchergruppe ist bei einer Explosion in der Firma Argus schwer verletzt worden, ein Handwerker vor Schreck vom Dach gestürzt, es brennt und eine giftige Wolke schwebt Richtung Steinhausen. Bei einer Feuerwehr-Großübung sind 390 Rettungskräfte im Einsatz.
Kreisbrandmeister Elmar Keuter sieht zufrieden zu, wie schnell sich das Durcheinander am vermeintlichen Unglücksort lichtet. Ein Rad greift ins andere, jeder weiß, was er zu tun hat. »Ein Patentrezept für so einen Einsatz gibt es sowieso nicht, aber die Abläufe zu proben, ist enorm wichtig«, sagt Keuter.
Um das Szenario möglichst »echt« darzustellen, wirken 20 eigens ausgebildete Hobby-Darsteller einer DLRG-Gruppe für »realistische Unfalldarstellung« mit. Sie sind frühmorgens bereits geschminkt und instruiert worden, welche Verletzungen sie spielen sollen. »Durch die Schauspieler soll sich ein lebendiges Bild ergeben, eine Mischung aus Hysterie und Dringlichkeit«, beschreibt David Schulte von der DLRG, welche Aufgabe die Darsteller haben.
Da alle Verletzten und auch die ersten Retter durch ausgetretene Chemikalien kontaminiert sind, ist der in Delbrück stationierte ABC-Zug des Kreises Paderborn gefragt. Wer die von Chemikalien (im Übungsfall einfach mit gelber Lebensmittelfarbe versetztes Wasser) verunreinigte Zone betreten hat, muss anschließend durch eine eigens errichtete Zeltschleuse, in der Opfer und Helfer ausgiebig abgeduscht werden. Wer schwer verletzt ist, kann auch auf einer Trage liegend dekontaminiert werden. »Das ist wichtig, damit die ausgetretenen Gefahrstoffe nicht weiter verschleppt werden, vor allem nicht in die Krankenhäuser, in die die Patienten im Ernstfall eingeliefert werden«, erklärt Lothar Mühlbrandt von der Delbrücker Feuerwehr.

Parallel zu dem Einsatz am Oberen Westring machen sich die ABC-Erkundungsfahrzeuge auf den Weg und führen im Umfeld des Unglücksortes Schadstoffmessungen durch. Der Warnzug der Feuerwehr Bad Lippspringe kümmert sich im Ernstfall darum, die Bevölkerung zum Beispiel darüber zu informieren, dass giftige Dämpfe ausgetreten sind. Es wird nicht nur über die Handy-App Katwarn und über das Radio gewarnt, sondern auch via MP3-Player mit Lautsprecherdurchsagen. Da es sich Samstag nur um eine Übung handelt, werden die Anwohner lediglich per Bandansage informiert, dass es sich nicht um einen Ernstfall handelt.
Die Verletzten werden an Ort und Stelle versorgt und mit Patientenanhängekarten, die NRW-weit genormt sind, gekennzeichnet. Wer eine rote Karte trägt, den hat es schwer erwischt, wem die Retter eine schwarze Karte umhängen müssen, für den können sie leider nichts mehr tun.
Der leitende Notarzt koordiniert, welches Opfer in welche Klinik transportiert wird. Wichtig ist, dass auch im Großeinsatz der »Papierkram« sorgfältig erledigt wird, um jederzeit einen Überblick zu haben, welche Opfer mit welchen Verletzungen geborgen wurden und in welche Krankenhäuser sie gebracht wurden. Zum Abschluss sind alle »Verletzten« wieder quicklebendig – im Gegensatz zu den Rettern: Die hat der lange Übungseinsatz mächtig geschlaucht.

Bericht: Westfälisches Volksblatt  Fotos: Besim Mazhiqi